Bern, 20. August 2001

Aufruf an die TeilnehmerInnen der Anti-G8-Demonstrationen in Basel, Luzern und in anderen Städten den Kampf der Sanspapiers in der französischsprachigen Schweiz zu unterstützen.
Kommt alle nach den Demonstrationen nach Fribourg und unterstützt die Sans-papiers in ihrem Kampf!

Heute, am 20. August 2001 ist "Global Day of Action", globaler Aktionstag - 1 Monat nach den grossen Anti-G8-Demonstrationen in Genua, 1 Monat nach Carlo Giulianis Tod. Unter dem Slogan: "Für den globalisierten Widerstand - gegen Ausbeutung und Unterdrückung" werden heute in Basel (19.00 Uhr, Claraplatz), Luzern (19.30, Triumphbogen Bahnhof Luzern) und in anderen Städten Frauen und Männer weltweit gegen die brutalen Polizeieinsätze in Genua während den Anti-G8-Demonstrationen demonstrieren. Sie tragen ihre Wut über Carlo Giulianis Ermordung durch die Polizei und ihre Solidarität mit den noch 17 Anti-G8-Gefangenen in den Gefängnissen der Regierung Berlusconi auf die Strasse. Sie protestieren gegen die polizeistaatlichen Tendenzen in Italien. Sie unterstützen die Opposition in Italien in ihrem Widerstand gegen die rechtsextreme Regierung Berlusconi. Sie protestieren gegen das Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos im Februar 2002.

Seit Pfingstmontag 2001 haben in Fribourg "Sans Papiers" eine Kirche besetzt - in Lausanne besetzen Papierlose seit Wochen eine Kirche. Auch im Kanton Neuenburg haben sich Sans-papiers entschlossen für ihre Menschenrechte zu kämpfen.
Die Sans-papiers von Fribourg schreiben in einem Manifest vom Mai dieses Jahres:

"Wir verlangen nichts unmögliches, nur eine Aufenthaltsbewilligung für uns alle. Genau wie ihr glauben wir das Recht zu haben, würdig und in Sicherheit zu leben. Wir wollen eine Aufenthaltsbewilligung, um nicht mehr die Opfer der Willkür von Verwaltungen und Arbeitgebern zu sein.
Wir wollen eine Aufenthaltsbewilligung um frei durch die Strassen zu gehen, ohne Angst jeden Moment verhaftet und ausgewiesen zu werden. Wir wollen eine Aufenthaltsbewilligung um als ganze Menschen angesehen zu werden, wir wollen rechtliche und faktische Gleichstellung."

Für heute Montag hat der Conseil de Paroisse den Sans-papiers in Fribourg ein Räumungsultimatum gestellt. Heute um 10.30 Uhr werden die Sans-papiers und ihre UnterstützerInnen an einer Medienkonferenz mitteilen, wie es weitergehen soll. Es ist dringend notwendig, dass sich viele Leute mit den Anliegen der Sans-papiers solidarisieren. Es ist dringend notwendig, dass heute und in den nächsten Tagen viele Leute nach Fribourg kommen und die Sans-papiers in ihrem Kampf unterstützen.

Deshalb fordern wir alle TeilnehmerInnen der Anti-G8-Demonstrationen in Basel, Luzern und anderen Städten auf:

Kommt nach der Demonstration alle nach Fribourg und unterstützt die Sans-papiers in ihrem Kampf!
Zeigen wir unsere Solidarität mit den Forderungen der Sans-Papiers weltweit!
Aufenthaltsbewilligung für alle jetzt sofort!
Solidarität mit den Gefangenen in Genua heisst Solidarität mit den Sans-papiers von Fribourg, Lausanne und Neuenburg
 

Aufrufende
- www.lorraine.ch/genua - webworker
- Infoladen Reitschule Bern
- Büro gegen finstere Zeiten Bern
- Solikomitee Mumia Abu-Jamal Bern
- Global-freundliche AnarchistInnen Bern



Adressen:
FRIBOURG:
St.Paul-Kirche, im Schönberg-Quartier, hinter der Post.
Vom Bahnhof aus, Buslinie 2 Richtung Schönberg. Mit der Unterstützung der CCSI fordern sie die volle Bewegungsfreiheit und eine kollektive Regularisierung nach dem Modell Frankreichs.
Die katholische Pfarrei St.Paul fordert sie jetzt auf, die Kirche bis Montag 20. August zu verlassen.
Unterstützungsmails an: ccsi.sos_racisme@bluewin.ch.

LAUSANNE:
Bellevaux-Kirche, Aloys-Fauquez 9 bis (Haltestelle der Buslinien 3 oder 8, nach dem Bellevaux-Kino). Die Bewegung "In 4 Jahren schlägt mensch Wurzeln" ("En 4 ans on prend racine") fordert die Legalisierung von Kosovo-AlbanerInnen, die unmittelbar von der Ausweisung bedroht sind.
Mehr Infos: Tel. 079 /301 24 26 und www.refuge-kosovo.ch.
Unterstützungsmails an: enquatreansonprendracine@bluewin.ch
 

Züge nach Fribourg (Oline-SBB-Fahrplan):
http://www.sbb.ch/pv/index_d.htm

Autofahrende:
Basel-Olten-Bern-Fribourg
Luzern-Olten-Bern-Fribourg
Bildet 1,2,3... viele Soli-Karawanen

Verpflegung:
Selber organisieren

Schlafplätze:
- Selber organisieren, bzw. die Nacht durchmachen
- Zelte, Schlafsäcke mitbringen

Guidelines:
Die menschliche Vernunft und Respekt vor dem Anliegen und dem Vorgehen der Sans-papiers.

Gratis-Tips:
- Organisiert euch selber - niemand serviert euch etwas auf dem Silbertablett
- besorgt euch Karten von Fribourg
- Aussageverweigerung

Anti-Rep-Telefon Zürich
079 626 84 21



Einladung zur Pressekonferenz der Sans-papiers und ihrer UnterstützerInnen

Aux médias

LES SANS-PAPIERS VONT-ILS POURSUIVRE LEUR LUTTE A l'EGLISE ST. PAUL DE FRIBOURG ?

Invitation à une Conférence de presse

Mesdames, Messieurs,

Par la présente le Collectif des sans-papiers et le Mouvement de soutien aux sans-papiers vous invitent à une conférence de presse qui aura lieu :

Lundi, le 20 août 2001 à líéglise de St. Paul à 10h30

A cette occasion, les points suivants seront développés :
- Décision du Collectif face à l'ultimatum du Préfet Nicolas Deiss demandant de quitter les lieux pour le 20 août,
- Présentation et bilan de la pétition demandant une régularisation collective des sans-papiers,
- Suite des actions pour l'automne:
- manifestation unitaire du 15 septembre,
- élargissement du mouvement
-  Ö

Au plaisir de vous rencontrer lors de cette matinée, recevez, Mesdames, Messieurs, nos meilleures salutations

Pour le Collectif et le Mouvement de soutien aux sans-papiers

Personnes de contact :
Jean Kunz 079/415.00.28
Sandra Modica 076/306.86.83


Manifest der Sans-papiers von Fribourg

Wir, die "sans papiersî Freiburgs, der Schweiz, verschaffen uns mit diesem Manifest eine Stimme.
Wir sind Familien, wir sind Alleinstehende oder auch kinderlose Paare. Aus allen Ecken der fünf Kontinente sind wir hierher gekommen um zu arbeiten, um zu leben - frei und weg von Krieg und Elend. Die meisten von uns haben ihre Kinder hier aufwachsen sehen, andere sehen sie nie, weil sie dort geblieben sind. Wie jede Mutter, wie jeder Vater möchten wir ihnen eine glückliche Zukunft bieten.

Nach all diesen Jahren, die wir in der Schweiz verbracht haben, sind wir integriert. Wir wären fremder in unserem Land als in der Schweiz, wo wir leben, unsere Steuern, unsere Mieten, unsere Sozialabgaben bezahlen, so wie jeder und jede "legaleî EinwohnerIn dieses Landes auch. Wir haben und werden auch in Zukunft zum wirtschaftlichen Wachstum aber auch zur sozialen und kulturellen Entwicklung dieses Landes beitragen.
Die meisten von uns sind legal in die Schweiz eingewandert. Wir haben die Illegalität nicht gewählt. Sie wurde uns von den Gesetzen auferlegt. Wir sind nicht verantwortlich für diese Situation und wehren uns gegen die Heuchelei der Behörden, die uns die Schuld dafür geben wollen. Wir sind keine Kriminelle, sondern Frauen und Männer, die hart arbeiten und die verschiedensten Arbeiten in der Landwirtschaft, im Gast- oder Baugewerbe oder und beim Bau öffentlicher Infrastrukturen verrichten. Arbeiten, die die meisten von euch nicht übernehmen würden. Wir arbeiten oft unter Bedingun-gen, die für SchweizerInnen unvorstellbar sind: Miserable Löhne, nicht endende Arbeitstage, keine soziale Sicherheit, baufällige Unterkünfte sind unser tägliches Brot. Gegen diese Formen der Ausbeutung können wir uns nicht wehren. Ohne Papiere haben wir auch keine Rechte und die schweizerische Demokratie profitiert davon.

Wir verlangen nichts unmögliches, nur eine Aufenthaltsbewilligung für uns alle. Genau wie ihr glauben wir das Recht zu haben, würdig und in Sicherheit zu leben. Wir wollen eine Aufenthaltsbewilligung um nicht mehr die Opfer der Willkür von Verwaltungen und Arbeitgebern zu sein.
Wir wollen eine Aufenthaltsbewilligung um frei durch die Strassen zu gehen, ohne Angst jeden Moment verhaftet und ausgewiesen zu werden. Wir wollen eine Aufenthaltsbewilligung um als ganze Menschen angesehen zu werden, wir wollen rechtliche und faktische Gleichstellung.
Aus all diesen Gründen verlangen wir eine kollektive Regulierung aller "sans papiersî und lehnen eine "Fall für Fallî- Vorgehensweise ab. Wir alle, Opfer von ungerechten Gesetzen, verlangen ein Recht auf Migration. Die massiven Regulierungen, die in Frankreich, Italien, Spanien, Portugal, Deutschland oder Belgien stattgefunden haben, zeigen, dass auch die Schweiz uns nicht weiterhin ignorieren kann um uns besser auszunützen.

Freiburg, 17.5.01


Motion der Sans-papier von Neuchâtel

Réunis lors díune assemblée, tenue lundi 13 août 2001, aux Hauts-Geneveys, sur líinvitation du Comité Asile.Ne, le Collectif des sans-papiers du canton de Neuchâtel a présenté la motion suivante

Motion du Collectif des sans-papiers du canton de Neuchâtel

Notre groupe compte actuellement des personnes qui viennent díAfrique, du Kosovo et du Kurdistan. Nous sommes venu-e-s ici pour travailler, vivre libre, loin de la misère et de la guerre.

Certain-e-s díentre nous sont marié-e-s et ont des enfants ; certain-e-s les ont vu grandir ici, díautres ne les voient jamais, car ils/elles sont resté-e-s au pays. Comme níimporte quelle mère ou père de famille, nous souhaitons leur offrir un avenir heureux.

Certain-e-s díentre nous sont  en Suisse depuis plus de dix ans, notre intégration níest plus à faire. Nous serions plus étrangers/-ères dans notre pays quíen Suisse où nous vivons, payons nos impôts, nos loyers, nos charges sociales, pour la plupart au même titre que níimporte quel-le résident-e de ce pays dit-e légal-e. Nous avons contribué et contribuerons encore à la croissance et au développement de ce pays aussi bien sur le plan économique que sur le plan social et culturel.

Nous sommes entré-e-s en Suisse légalement. Nous níavons pas choisi la clandestinité. Elle nous a été imposée par les lois : nous sommes ou avons été requérant-e-s díasile ; la plupart ont été débouté-e-s, sont « en attente de documents de voyage » et désormais interdits de travailler, ou sans droit de séjour. Nous ne sommes pas responsables de cette situation et refusons líhypocrisie des autorités qui vise à nous culpabiliser. Nous ne sommes pas des criminel-le-s mais des hommes et des femmes qui travaillent dur et assument toutes sortes de travaux que la plupart díentre vous refuseraient de faire dans des domaines tels que la restauration, le bâtiment et líindustrie. Nous subissons souvent des conditions de travail parfois inimaginables pour un Suisse : salaires misérables, horaires interminables, protection sociale inexistante, logements insalubres sont notre pain quotidien. Face à ces formes díexploitation, nous ne pouvons nous défendre. Etre des sans-papiers fait de nous des sans-droits dont profite la démocratie suisse.

Nous ne demandons pas la lune, juste un titre de séjour pour nous tous. Tous comme vous, nous estimons avoir le droit de vivre dignement et en sécurité. Nous demandons des papiers pour ne plus être victimes de líarbitraire des administrations et des abus des employeurs. Nous demandons des papiers pour ne plus avoir peur de circuler librement dans la rue et risquer díêtre arrêté-e-s puis expulsé-e-s à tout instant. Nous demandons des papiers pour être considéré-e-s comme des êtres humains à part entière, égaux en fait et en droit.

Pour toutes ces raisons nous revendiquons une régularisation collective et refusons le cas par cas. Nous sommes déterminé-e-s à lutter pour obtenir des titres de séjour et envisageons à terme  líoccupation díun lieu.

Nous nous reconnaissons dans la lutte des sans-papiers de Fribourg et voulons coordonner notre action avec eux.

Nous appelons les sans-papiers du canton et de Suisse à sortir de líombre et à rejoindre le mouvement des sans-papiers.
Nous demandons aux organisations et personnes  sensibles à nos problèmes de soutenir notre lutte et díadhérer à la plate-forme qui sera élaborée par la coordination des mouvements de soutien aux sans-papiers.

Contact : Comité de solidarité avec les sans-papiers, c/o Pierre Friedli, rue de la Serre 16, 2300 La Chaux-de-Fonds.

Les Hauts-Geneveys, le 13 août 2001



Weiterführende Links
Mouvement de soutien aux sans-papiers Fribourg
Collectif des Sans-papiers
www.sans-papiers.ch
modica.ccsi.sos-racisme@bluewin.ch

Zürcher Komitee zur Unterstützung der Sans-papiers
sanspapiers.cjb.net
sans-papiers@gmx.ch

Solidarités sans frontières
www.sosf.ch

Bellevaux-Kirche Lausanne
www.refuge-kosovo.ch

Zeitschrift Rebellion
www.rebellion.ch

Menschenrechtsverein Augenauf
www.augenauf.ch

Indymedia Schweiz
www.switzerland.indymedia.org

Freiheit für alle Gefangenen der Regierung Berlusconi - Berlusconi in galera!
www.lorraine.ch/genua

Infoladen Reitschule Bern
www.reitschule.ch/reitschule/infoladen

Revolutionärer Aufbau
www.aufbau.org

Freie ArbeiterInnen Union (FAU)
www.fauch.ch

Gesamtschweizerische Vernetzung der Linken für einen gesellschaftlichen Umbruch
www.lagauche.ch