Schweiz
WEF
Das WEF vor dem Aus
Demo
Verweigert die Zürcher Polizei dem Davoser Forum die Unterstützung,
muss es abgesagt werden.
Von Andreas Schmid
Diesmal will die Zürcher Polizeivorsteherin Esther Maurer
gewappnet sein.
Dass Globalisierungsgegner ihren Frust über eine vereitelte
Demonstration
am Weltwirtschaftsforum in Davos (WEF) in Zürich abreagieren,
soll nicht
mehr vorkommen. Maurer hat der Vorwurf tief getroffen, Chaoten
hätten am
27. Januar 2001 unbehelligt Zürichs Steuerzahler geschädigt,
während ihre
Stadtpolizei in Davos die Mächtigen der Welt beschützte.
Die aktuelle Situation rund um das WEF ist brenzlig: Für
die Bündner Regierung
stehen die Sicherheit der Bevölkerung, die Zukunft des
Weltwirtschaftsforums,
viel Prestige und Millioneneinnahmen für den Tourismus
auf dem Spiel.
Für SP-Politikerin Maurer geht es am 3. März 2002
um die Wiederwahl in den Zürcher
Stadtrat.
Die Stadtpolizei Zürich soll sich während des nächsten
WEF vom 31. Januar
bis 5. Februar 2002 auf ihre eigentliche Aufgabe - die Sicherheit
in Zürich
- konzentrieren können, fordert Maurer. Sie will
sogar die Zürcher Kantonspolizei
zur Verstärkung beiziehen. «Wir brauchen vereinte
Kräfte», begründet die
Polizeivorsteherin das Gesuch, das der Stadtrat letzte Woche
an die Zürcher
Regierung abgeschickt hat.
Das sind schlechte Aussichten für die Bündner Regierung,
denn sie rechnet
für das WEF 2002 wieder fest mit Einheiten von Stadt- und
Kantonspolizei
Zürich - in den letzten Jahren stellten die beiden grössten
Schweizer Polizeikorps
stets mächtige Kontingente. Zwar hat die Zürcher Regierung
dem Bündner Gesuch
grundsätzlich entsprochen, wieder Kantonspolizisten für
das WEF zu stellen.
«Der Umfang wird allerdings wesentlich davon abhängen,
wieweit im Zusammenhang
mit dem Weltwirtschaftsforum polizeiliche Sondereinsätze
im Raum Zürich
selber nötig werden», sagt Regine Sauter, Informationsbeauftragte
der Direktion
für Sicherheit des Kantons Zürich. Eine Unterstützung
der Stadtpolizei sei
- bei Bedarf - «selbstverständlich».
Die in Zürich eingesetzten Kantonspolizisten würden
dem WEF fehlen. Falls
es überhaupt stattfindet. Das ist vier Monate vor dem Anlass
noch ungewiss,
denn die Bündner Regierung hat stets betont, dass die Sicherheit
ohne
Stadtpolizei Zürich nicht zu gewährleisten sei. «Es
gilt nach wie vor, dass wir das WEF
ohne die demonstrationserprobten Zürcher Stadtpolizisten
kaum durchführen
können», sagt der Bündner CVP-Regierungsrat
Stefan Engler.
Polizeivorsteherin Esther Maurer wird allerdings kaum Verstärkung
von der
Zürcher Kantonspolizei anfordern und gleichzeitig ihre
Stadtpolizisten nach
Davos delegieren. Den definitiven Entscheid hat der Stadtrat
zwar noch nicht
gefällt, doch Maurer sagt: «Ich bin skeptisch, denn
Priorität hat für uns
die Sicherheit in Zürich.» Unter unveränderten
Bedingungen stelle sie für
das WEF 2002 keine Zürcher Stadtpolizisten zur Verfügung.
«Dass Frau Maurer nach den Ereignissen am diesjährigen
Forum vorsichtig
geworden ist, ist nur verständlich», sagt Stefan
Engler. Esther Maurer gibt
sich weniger diplomatisch. Sie habe lange nichts mehr aus Graubünden
gehört,
nachdem Regierungsrat Peter Aliesch das Dossier entzogen worden
ist. Die
verärgerte Zürcher Polizeivorsteherin hat die Bündner
Regierung nun in einem
Brief aufgefordert, ihr endlich das Sicherheitskonzept für
das Forum 2002
vorzulegen. Der Erklärungsbedarf sei nach den Ausschreitungen
beim G-8-Gipfel
in Genua und den Anschlägen in New York noch grösser
geworden, findet
Maurer.
Die Zürcher Stadträtin will sich ihre Wiederwahl nicht
wegen des WEF in
Davos verscherzen. «Unsere Steuerzahler wollen sicher
sein», sagt Maurer.
«Dass Frau Maurer vorsichtig geworden ist, ist verständlich.»
Stefan Engler,
Regierungsrat GR
Selbstschutz: Stadträtin Esther Maurer will ihre Polizisten
in Zürich.
Fotos: Tom Haller, Rainer Bolliger/SPB