NZZ 23.10.2001
Die WTO geht nach Katar
Offizielle Bestätigung des Treffens von Ad-Dauha
fb. Genf, 22. Oktober
Nach zweitägigen, übers Wochenende geführten Gesprächen mit der Katarer Regierung hat der Generaldirektor der Welthandelsorganisation
(WTO), Mike Moore, am Montag in Ad-Dauha, der Hauptstadt des Golfemirates, an einer Medienorientierung offiziell bestätigt, dass die geplante vierte WTO-Ministerkonferenz
termingerecht vom 9. bis zum 13. November in Katar stattfinden wird. Moores Sukkurs für das Golfemirat erfolgte, nachdem US-Präsident George W. Bush anlässlich der jüngsten
Apec-Konferenz von Schanghai zweimal wörtlich beteuert hatte, dass seine Regierung alles daransetzen werde, um in Ad-Dauha eine neue Runde von Handelsliberalisierungen aus der
Taufe zu heben. Bereits zuvor hatte dem Vernehmen nach auch US-Vizepräsident Dick Cheney Ende letzter Woche dem Katarer Emir, Sheik Hamad bin Khalifa al-Thani, in einem
Telefongespräch eine gebührende amerikanische Teilnahme an der WTO-Konferenz von Ad-Dauha zugesagt. Moore blieb somit am Montag gar nichts anderes übrig, als diese Entscheidung
mitzutragen und sie öffentlich bekannt zu geben - zumal auch der EU-Handelskommissar, Pascal Lamy, am Rande einer Fachtagung in Paris seiner Bereitschaft Ausdruck verlieh, in
Ad-Dauha möglichst konstruktiv an der Lancierung einer neuen Handelsrunde mitzuarbeiten.
Wie die Genfer Behörde am Montagnachmittag in einer kurzen offiziellen Stellungnahme darlegt, verlaufen die logistischen Vorbereitungen für das hochkarätige Treffen einwandfrei. Eine
Annullierung der Konferenz könne somit höchstens noch im Falle höherer Gewalt erfolgen. Moore wird mit der Aussage zitiert, dass «etwas Seismisches oder Katastrophales» zu geschehen
habe, um Katar als Tagungsort neu zu überdenken. Er verharrt damit auf der Linie von Cheney, der gegenüber einem amerikanischen Fernsehsender sinngemäss erklärte, die USA würden
an der Konferenz von Ad-Dauha teilnehmen, sofern es nicht zu einer Zuspitzung der kriegerischen Ereignisse im Mittleren Osten komme. In einem solchen Falle, sei die Entscheidung, drei
führende amerikanische Regierungsmitglieder - nämlich den Handelsminister Don Evans, den Handelsrepräsentanten Robert Zoellick sowie die Landwirtschaftsministerin Ann Veneman -
nach Katar zu entsenden, neu zu überdenken.
Die jüngste Entscheidung kommt einem Sieg der Katarer gleich, die in den letzten Wochen unnachgiebig auf der Durchführung des Ministertreffens von Ad-Dauha bestanden und betont
hatten, die Sicherheit der Konferenzteilnehmer sei in dem Golfemirat gewährleistet.
23. Oktober 2001, 02:06