gipfelinfo 16.1.2002
öffentlicher rundbrief der infogruppe [berlin]
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 - PROZESSBEGINN IN BRÜSSEL GEGEN 3 DEUTSCHE
- INFOTELEFON [Göteborg]: ANGEKLAGTE HABEN SCHWIERIGKEITEN SICH ZU ERINNERN
- AUFNAHME IN DIE "GEWALTTÄTERDATEI LINKS"
- ANFRAGE IM LANDTAG NIEDERSACHSEN
- NEUE VERSION DES ANTI-NATO PROTEST STADTPLANES MÜNCHEN

PROZESSBEGINN DER AM 14.12.2001 AUF DER DEMONSTRATION GEGEN DEN EU-GIPFEL IN BRÜSSELFESTGENOMMEN 3 DEUTSCHEN.
Heute, am 14.01.2002, also genau einen Monat nach der Grossdemonstration gegen den EU-Gipfel in Brüssel, sollte der Prozess gegen die drei deutschen DemonstrantInnen, die im Zuge der Belagerung von Tour et Taxis festgenommen wurden, im "Kriegsrats-Saal" beginnen. Die Anklage lautet "Rebellion", also Aufstand, was wohl als eine Mischung zwischen Widerstand gegen die Staatsgewalt und dem deutschen Landfriedensbruch zu verstehen ist. Angeklagt und vor Gericht gestellt sind die drei Deutschen in Belgien. Sie werden nach einer neuen Prozessart, dem sogenannten "Schnellverfahren" behandelt. Es waren etwa 15 Anwältinnen und Anwälte heute bei Gericht, sowohl aus Deutschland als auch aus Belgien. Sie beantragten Vertagung, da eine Diskussion unter ihnen noch nicht geklärt war. Einige der Anwälte vertreten die Meinung, die Anwälte, die bereits am Tage der Demonstration für die Legal Teams freiwillig gearbeitet hatten, sollten nicht als Anwälte der Angeklagten auftreten, da sie emotional belastet seien. Dies führte zu Empörung seitens des Legal Teams, da die Anwälte dort zum Schutz der Rechte der DemonstrantInnen fungieren, nicht jedoch emotionale Gefühle für diese hegen wollten. Ferner exsistiert ein Video der Polizei, auf dem die Angeklagten angeblich bei dem Begehen einer Straftat zu sehen seien. Die Angeklagten schliessen eine Tat ihrerseits jedoch aus. Den Anwälten wurde das Video seitens der Polizei zunächst verweigert. Nunmehr soll das Video bei der Verhandlung den Anwälten vorgeführt werden. Dem Antrag der Anwälte wurde statt gegeben. Die Verhandlung wurde auf den 11. Februar 2002 verschoben. [gefunden auf indymedia, 15.1.2002]

INFOTELEFON [Göteborg]: ANGEKLAGTE HABEN SCHWIERIGKEITEN SICH ZU ERINNERN.
Hatte er gewußt, was geschehen würde, wäre er nicht angetreten. "Ich fühle mich reingelegt", äußerte einer der Angeklagt als die Gerichtsverhandlung gegen die sogenannten Verbindungszentrale [offizielle Bullenbezeichnung] am Dienstag fortgesetzt wurde.[...] Selbst behauptete er, dass seine Aufgabe in der Wohnung [in der das Infotelefon stand] nur darin bestand, Polizeifunk abzuhören und das Gehörte aufzuzeichnen [in Schweden keine Straftat; dS]. Ziel war zu dokumentieren, was eigentlich während des Gipfels passierte. Die Dokumentation sollte unter anderen für Debatten verwendet werden, sagte er aus. "Es ist verrückt zu glauben, dass diese Tätigkeit dazu benutzt werden sollte, Menschen draußen in der Stadt zu steuern", sagte er in der Verhandlung am Dienstag [den 15.01].
VERWEIGERT AUSSAGE
Als der Staatsanwalt Peter Larsson ihn nach weiteren in der Wohnung während verschiedenen Zeitpunkten anwesenden Personen fragte und ihn zu Gegenständen, unter anderem Karten und Telefone, die in der Wohnung gefunden wurden, befragte, konnte er sich nicht erinnern. Als die Anklage wissen wollte, wer SMS-Nachrichten aus der Wohnung an Aktivisten in der Stadt verschickt hat, konnte er wieder nicht antworten.
ODER WILL NICHT "
Ich weiß, wie es ist in einer Zelle zu sitzen und kann nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, dass andere dieses durchmachen müssen. Deswegen entscheide ich mich, nur Fragen zu meiner Person zu beantworten."
ERINNERT SICH AUCH NICHT
Außerdem wurde ein weiterer Angeklagter, ein 21- jähriger Mann, am Dienstagvormittag verhört. Auch er hatte Schwierigkeiten sich zu erinnern, wer was gemacht hat und ob überhaupt von der Wohnung aus telefoniert wurde. "Davon habe ich keine Notiz genommen", sagte er aus. Das Abschlussplädoyer wird am Donnerstag gehalten. [aus "Göteborgs-Posten", 15.01.02; bürgerliches Lokalblättchen; Übersetzung einer Soligruppe]

PRESSEMITTEILUNG: AUFNAHME IN DIE "GEWALTTÄTERDATEI LINKS" UND DIE SCHWERWIEGENDEN FOLGEN FÜR DIE BETROFFENEN
Die nachfolgende mündliche Anfrage stellt die innenpolitische Sprecherin der grünen Landtagsfraktion, Silke Stokar, im Plenum des nächsten Landtages (Niedersachsen, 23.-25. Januar): "Gefährderansprachen, Meldeauflagen, Reiseverbote" Im Vorfeld des EU-Gipfels in Brüssel im Dezember 2001 forderte das niedersächsische Innenministerium die Polizeibehörden des Landes auf, sog. "Gefährderansprachen" bei möglichen Teilnehmerinnen und Teilnehmern von Demonstrationen gegen den EU-Gipfel vorzunehmen. Wie öffentlich bekannt wurde, wandte sich die Polizeiinspektion Göttingen mit einem Anschreiben an zahlreiche Personen, die u. a. mit dem vom DGB organisierten Bus zu einer angemeldeten und genehmigten Demonstration nach Brüssel fahren wollten. In dem Anschreiben heißt es: "Der Polizei Göttingen ist bekannt, dass sie im Zusammenhang mit versammlungsrechtlichen bzw. demonstrativen Aktionen polizeilich in Erscheinung getreten sind. Daher ist es nicht auszuschließen, dass sie auch in Zukunft an demonstrativen Ereignissen teilnehmen werden. Für den 13. - 15. Dezember 2001 sind demonstrative Aktionen gegen den EU-Gipfel in Brüssel geplant. Zu diesen Aktionen in Belgien rufen gewerkschaftliche-, studentische-, linksautonome-, Antifa-Gruppen sowie sonstige Globalisierungsgegner auf. Bei gleichgelagerten Aktionen (z. B. Göteburg, Genua pp.) kam es in der Vergangenheit zu erheblichen gewaltsamen Ausschreitungen seitens einiger Demonstrationsteilnehmer. Auch während dieses EU- Gipfels ist damit zu rechnen. Um zu vermeiden, dass sie sich der Gefahr präventiver polizeilicher Maßnahmen im Rahmen der Gefahrenabwehr (bis hin zur Zurückweisung an der deutsch-belgischen Grenze) oder strafprozessualer Maßnahmen aus Anlass der Begehung von Straftaten im Rahmen der demonstrativen Aktionen aussetzen, legen wir ihnen hiermit nahe, sich nicht an den o. g. Aktionen zu beteiligen." Bei den angeschriebenen Personen löste das Anschreiben der Polizei Verwunderung aber auch Empörung aus. Für die Betroffenen ist in keiner Weise nachvollziehbar, aufgrund welcher Informationen oder Daten, sie für diese "Gefährderanschreiben" ausgewählt wurden. Keiner der bekannten Betroffenen ist wegen eines Vergehens oder einer Straftat im Zusammenhang mit dem Versammlungsrecht verurteilt. Aus anderen Bundesländern ist bekannt, dass es im Vorfeld von EU und Weltwirtschaftsgipfeln neben Gefährderanschreiben auch polizeiliche Hausbesuche, Meldeauflagen und Ausreiseverbote gab. Ich frage die Landesregierung: 1. Wie viele Personen wurden in den Jahren 2000 und 2001 im Vorfeld von Demonstrationen durch polizeiliche Hausbesuche, Gefährderanschreiben oder sonstige persönliche Gespräche aufgefordert, sich nicht an Demonstrationen zu beteiligen und gegen wie viele Personen wurden Meldeauflagen oder Reisebeschränkungen verhängt? 2. Wie viele Personen aus Niedersachsen sind in der "Zentral-Datei für linke Gewalttäter" beim Bundeskriminalamt (BKA) erfasst? 3. Nach welchen Kriterien werden in Niedersachsen Personen als "links motivierte Gewalttäter" eingestuft und an das BKA zur Aufnahme in die "Gewalttäterdatei" weitergemeldet? Silke Stokar

NEUE VERSION DES ANTI-NATO PROTEST STADTPLANES
Nachdem der erste Versuch das Ding auf Indy zu laden nix war, hier nun die Links zu den Seiten, wo der Plan bis jetzt am zuverlaessigsten steht und downzuloaden ist. Wir versuchen weiterhin, ihn zu verbessern und auf noch mehr Seiten unterzubringen. Bisher hat es leider nur dort geklappt. Nachahmen, Linken und verbreiten erlaubt!!! Unter http://www.projektwerkstatt.de/topaktuell/dan/m_a ussen.jpg (aeussere Innenstadt) und http://www.projektwerkstatt.de/topaktuell/dan/m_i nnen.jpg (innere City) koennt ihr Euch die Plaene mit allen kennenswerten Sehenswuerdigkeiten Muenchens angucken oder downloaden. Die Plaene sind hier einigermassen lesbar und mit der Legende und einem bisschen guten Willen koennt ihr schon was draus machen. Tip: einen guten Stadtplan von Muenchen selber besitzen hilft! Wichtige Infos noch: Die Organisation, die diese ganze "Sicherheitskonferenz" veranstaltet, ist die Quandtstiftung, eine BMW zugehoerige Stiftung, und BMW ist wo angesiedelt, na in...... MUENCHEN, genau. Quandtstiftung ist Brandstiftung! Stoppt die Warlords! [gefunden auf indymedia, 12.1.2002]

INFOGRUPPE BERLIN
Die Berliner Gipfelsoli-Infogruppe ist hervorgegangen aus der Infogruppe der Genuagefangenen. Wir sind unter genua.presse@uni.de zu erreichen. Wir haben einen Email-Verteiler angelegt, über den aktuelle Nachrichten zu Göteborg und Genua (und andere Aktivitäten wie z.B. die Mobilisierung nach Brüssel oder München) verschickt werden. Die AutorInnen der Beiträge, so sie nicht von uns verfasst sind, sind mit eckigen Klammern versehen. Wenn ihr in den Verteiler aufgenommen (oder gelöscht) werden wollt, schickt einfach eine Mail.