Metzlers Polizei im Gegenwind
[TA/ap] - Bundesrätin Ruth Metzler wünscht sich eine zivile
zivile Eingreiftruppe auf Bundesebene.
Kantone und Parteien halten wenig von der neuen Bundespolizei. Die
SVP lehnt das Vorhaben
rundweg ab, wie Parteipräsident Ueli Maurer «Radio DRS»
sagte. «Das Sicherheitsbedürfnis des
Bundes muss mit kantonalen Kräften gedeckt werden, wofür
diese entschädigt werden sollen»,
sagte auch SP-Generalsekretär Reto Gamma.
Die SVP lehnt das Vorhaben rundweg ab, wie Parteipräsident Ueli
Maurer «Radio DRS» sagte. «Das
Sicherheitsbedürfnis des Bundes muss mit kantonalen Kräften
gedeckt werden, wofür diese entschädigt
werden sollen», sagte auch SP-Generalsekretär Reto Gamma.
FDP-Präsident Gerold Bührer räumt dem Projekt kaum Chancen
ein. CVP-Präsident Philippe Stähelin
äussert sich zwar nicht direkt gegen das Vorhaben der CVP-Bundesrätin.
Bei der Schaffung von Polizei
sei aber Zurückhaltung geboten, hielt er fest.
Die Kantone halten ebenfalls wenig von einer Bundespolizei. «Einsätze
wie das Weltwirtschaftsforum in
Davos stehen nicht permanent an», sagte Andreas Kollreuter, Polizeidirektor
von Basel-Land. Die
Polizisten müssten auch in der Zwischenzeit beschäftigt werden
und seien deshalb bei den Kantonen
besser aufgehoben.
------------------
Die Armee besetzt Polizeiterrain
[TA] - Der Armee-Einsatz für den Botschaftsschutz gibt dem Parlament
Gelegenheit, sich in den
Clinch um die geplante Sicherheitstruppe des Bundes einzuschalten.
Von Bruno Vanoni, Bern
In Interviews und Vorträgen ist Bundesrätin Ruth Metzler in
den letzten Tagen in die Offensive gegangen:
Sie hat für ein ziviles Sicherheitsdetachement auf Bundesebene
plädiert, um namentlich die
völkerrechtliche Verpflichtung zum Schutz von Botschaften und
Konferenzen künftig ohne Rückgriff auf
kantonale Polizeikorps und militärische Kräfte wahrnehmen
zu können.
Metzler will Armee zurückdrängen
Im Reformprojekt Usis, das ihr Departement gemeinsam mit den kantonalen
Justiz- und Polizeidirektoren
vorantreibt, ist eine solche Polizeitruppe des Bundes als Variante
vorgesehen. Gemäss dem letzten
Usis-Bericht soll sie rekrutiert werden aus dem Grenzwachtkorps und
professionellen Teilen der Armee,
namentlich aus dem Festungswachtkorps (FWK). Sie soll Metzlers Justiz-
und Polizeidepartement (EJPD)
unterstellt werden und erlauben, "den heute zu schnell erforderlichen
Einsatz der Armee zu Gunsten der
zivilen Polizeikräfte auf ein rechtsstaatlich vertretbares Mass
zu reduzieren".
Entscheide sind freilich noch keine Gefallen, zumal die Kantone klar
für eine andere Lösung eintreten:
Sie wollen, dass der Bund zusätzliche kantonale Polizeikräfte
mitfinanziert, die er dann bei Bedarf
abrufen kann. Die Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren
(KKJPD) haben laut ihrem
Sekretär Beat Hegg aber nichts dagegen, dass bis kommenden Herbst
nicht nur ihre, sondern auch
Metzlers Lieblingsvariante weiterverfolgt und detailliert wird.
Schmid beharrt auf Armeeauftrag
Beim Militär im Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz
und Sport (VBS) hingegen haben
Metzlers Bekenntnisse zu einem zivilen Sicherheitsdepartement grosse
Verunsicherung, Ängste und
Widerstände ausgelöst. So benutzte Oberst Herbert Bernauer
vom Festungswachtkorps diese Woche
den jährlichen VBS-Kaderrapport, um sich von Bundesrat Samuel
Schmid öffentlich beruhigen zu lassen.
"Das Festungswachtkorps ist ein ausserordentlich wertvoller Teil der
Armee", versicherte der
Verteidigungsminister vor Hunderten seiner Kaderleute. "Ich kann darauf
nicht verzichten."
Beruhigend fügte Schmid hinzu, dass für die Realisierung mancher
Usis-Vorschläge viel Zeit und sogar
Verfassungsänderungen nötig wären. Und in der Zwischenzeit
habe die Armee ihren Verfassungsauftrag
weiter zu erfüllen und die zivilen Behörden mit subsidiären
Sicherungseinsätzen zu unterstützen, wann
immer die zivilen Polizeimittel ausgeschöpft seien und militärische
Verstärkung angefordert werde.
Den besorgten Hinweis auf Metzlers Bestreben, die Schwelle für
solche Armee-Einsätze zu erhöhen,
wischte Bundesrat Schmid mit der Bemerkung beiseite: "Machen Sie die
Sache nicht zu theoretisch."
Die Einsatzschwelle könne nicht generell festgelegt werden, da
die Lage von Ort zu Ort unterschiedlich,
von Fall zu Fall neu zu beurteilen sei. Auf jeden Fall werde es "immer
wieder Spitzen geben, bei denen
die Armee zur Verfügung zu stehen hat".
Neben 500 Berufssoldaten vom Festungswachtkorps und WK-Soldaten steht
der Armee nunmehr eine
neue Kategorie von Milizsoldaten zur Verfügung: die Durchdiener,
die ihre Dienstpflicht an einem Stück
erfüllen. Dass sie für den Botschaftsschutz geradezu prädestiniert
sind, hat der laufende Einsatz der
allerersten Durchdiener-Kompanie bestätigt. Denn Durchdiener-Kompanien
müssen einerseits nicht wie
WK-Verbände schon nach zwei, drei Wochen wieder abgelöst
werden. Andrerseits werden alle vier
Monate neue Durchdiener einsatzbereit, sodass immer wieder für
Ablösungen in der monotonen
Bewachungsarbeit gesorgt ist.
Für Polizisten wenig attraktiv
Bei einer zivilen Polizeitruppe, die nur für den Botschaftsschutz
bestimmt ist, wird die Monotonie hingegen
zum Problem. Dies hat die Berner Stadtpolizei erfahren, die seit zweieinhalb
Jahren spezielle
Botschaftsschützer mit verkürzter Polizeiausbildung einsetzt
und dafür vom Bund jährlich 2,55 Millionen
Franken erhält. Wegen der eintönigen Arbeit ist es rasch
zu Wechseln zur richtigen Polizei oder auch in
private Sicherheitsdienste gekommen. Seit letztem Dezember wird den
Botschaftsschützern deshalb
Abwechslung geboten. Laut ihrem Chef Dieter Schärer werden sie
gemäss neuem Konzept nun auch im
Bereich der Verkehrspolizei eingesetzt.