- DAS GENUA SYNDROM
- APPELL GENUA SOCIAL FORUM
- UND CARLO? HAIDI GAGGIO GIULIANI
- AACHEN: GEDENKEN AN GENUA/ CARLO
- KUNDGEBUNG, DIA-SHOW UND PLATZUMBENENNUNG IN GÖTTINGEN
- CARLO GIULIANI - FILM UND DISKUSSION IN MÜNCHEN
DAS GENUA SYNDROM
Der Tage des G8 wird u.a. auch erinnert wegen der 6200 Tränengasgeschosse,
die innerhalb von 48 Stunden auf Genueser und Demonstranten
abgefeuert wurden.
Zum größten Teil waren es Geschosse mit CS-Gas. Dieses
Gas, eine chemische
Kriegswaffe, erzeugt -so belegen Studien- genetische Veränderungen
wie
clastogenetische Effekte (Veränderung der chromosomenstruktur),
aneugenetische
Effekte (Veränderung der Chromosomenzahl), genotoxische
Effekte (Veränderungen in
der Substruktur der Chromosomen). Das bedeutet, dass sie eines
der
elementarsten Menschenrechte verletzen, das der Gesundheit.
Das Gas hat tatsächlich bei Demonstranten, Bürgern
der Stadt und
Ordnungskräften unheilbare Schäden angerichtet. Es
verstößt somit gegen die
diesbezüglichen internen Vorschriften und die internationalen
Konventionen. Es reicht
daran zu erinnern, dass der Gebrauch von CS-Gas im Genfer Protokoll
von 1925 als
Mittel der kriegerischen Auseinandersetzung verboten wurde.
Dennoch wird es
von den Staaten zum Zwecke der Aufrechterhaltung der öffentlichen
Ordnung in
der halben Welt gegen die eigenen Bürger angewandt. Das
Legal Forum ist in
den vergangenen Monaten zahlreichen Hinweisen über die
schwerwiegenden
toxischen Effekte nachgegangen. Ihm zur Seite stand ein Pool
von Chemikern und
Ärzten. Es präsentierte am 15. Juli 2002 der Staatsanwaltschaft
der Republik Genua
ein diesbezügliches Dossier mit Dutzenden Zeugenaussagen
und Anzeigen wegen
schwerer Körperverletzung von Demonstranten, Angehörigen
der Ordnungskräfte
und Ärzten. Über Kontakte des GLF zu amerikanischen,
helvetischen und
belgischen Rechtsstudienprojekten, werden in den nächsten
Monaten analoge Initiativen
auch in anderen europäischen und nordamerikanischen Staaten
unternommen. Die
italienische Rechtsinitiative wird somit zum Leading Case auf
den Bezug
genommen wird.
Alle, die Hinweise über eventuelle Störungen geben
können, die durch das Gas
während der Genua Tage hervorgerufen wurde, werden gebeten,
sich zu melden
bei: Genua Legal Forum, Telefon 0039-010-2461413 oder auch per
email:
info@genoalegalforum.org
Homepage: http://www.melle.at
APPELL DES GENUA SOCIAL FORUM
Er wurde von hunderten Organisationen, Social Foren und Netzwerken
unterzeichnet.
Genua - unsere Gründe
Wir, die im Juli des vergangenen Jahres, die ungewöhnliche
und reiche
Erfahrung des Genua Social Forum ins Leben gerufen haben, richten
einen Appell an
alle und besonders an diejenigen, die nach Genua kamen, um ihren
Dissens gegen
die Regierung dieses Planeten und ihre Politik des Todes, gegen
die G8,
kundzutun. Alle, die sich auf die Arbeitsplattform stellten,
die dem Genua Social
Forum seinen Ursprung gab und ebenfalls auf die Absichtserklärung
des GSF,
weder Personen noch Sachen Schaden zuzufügen, sahen ihr
Recht, frei
demonstrieren zu können, verwehrt und erlitten eine Repression,
die ohne Beispiel in
der Geschichte der italienischen Republik war. Wir wenden uns
an alle Frauen
und Männer, die, wenn sie auch nicht zugegen sein konnten,
dennoch mit ihrem
Herzen bei uns sind. Wir wenden uns an all diejenigen, die das
große Signal
dieser Tage vernommen haben: an die Armen, die sich wieder zu
Wort meldeten, an
die letzten, die sich nach Genua aufmachten, an die neue Generation,
welche
die Bedeutung der politischen Auseinandersetzung erkannt hat.
Wir wenden uns
auch an die, welche sich zufällig in Genua befanden und
erst danach die
Bedeutung der Ereignisse erkannt haben.
Wir wenden uns an die Regisseure, welche die farbenprächtigen
Demonstrationen gefilmt haben, an die Journalisten, welche sich
der organisierten
Desinformation zur Wehr setzten und ihren Beruf ausübten,
an die Frauen und Männer aus
der Kultur, welche die Tragik der Ereignisse wahrgenommen haben.
Sie legten
einen hartnäckigen Willen an den Tag, zu diskutieren wie
diese riesige Torte,
gerecht verteilt wird und die Welt verändert werden kann.
Dies teilten sie
mit allen Menschen, die nach Genua gekommen sind. Wir wollen
die Vorschläge
wieder aufnehmen, die im Public Forum der Eröffnung des
G8-Gipfels
vorausgegangen sind. Deshalb bitten wir Euch, ein Jahr danach,
nach Genua zurückzukehren,
am 19., 20., 21. Juli, um der Welt das zu sagen, was die Repression
unterdrücken wollte.
Und hier unsere Gründe:
Ihr seid die G8, wir 6 Milliarden: Was gestern wahr war, ist
es heute umso
mehr. Die wenigen Maßnahmen, zu denen sich die acht reichsten
Länder der Welt
im Kampf gegen die Armut verpflichteten, sind tote Buchstaben
geblieben. In
diesem Jahr haben sich die acht widerrechtlich Regierenden des
Planeten,
erneuter Verbrechen gegen die Menschheit schuldig gemacht. Daraus
ergab sich noch
deutlicher, dass ihre Modalitäten der Macht weitere gewaltige
Kriege
hervorrufen, welche die Zivilbevölkerungen miteinbeziehen.
Die Vernichtung durch
Hunger und Krankheiten, die heilbar wären, fehlender Zugang
zu Trinkwasser,
inhumane Ausbeutung der Arbeitskraft, Verschmutzung der Biosphäre
und die
Vergiftung der Meere sind ungebremst vorangeschritten. Das alles
wird inszeniert, um
einer Gruppe transnationaler Konzerne den höchsten Profit
zu garantieren.
Diese Konzerne halten in ihren Händen Reichtümer,
welche die
Bruttoinlandprodukte (PIL) ganzer Staaten übertreffen.
Von den acht reichsten Staaten ist ein sozialer, ökonomischer
und
militärischer Krieg gegen die gesamte Menschheit erklärt
worden. Es ist ein Krieg, der
mit der Waffe der Schulden und der Strukturmaßnahmen tötet,
durch die
Kontrolle am intellektuellen Eigentum seitens der Multinationalen
und durch die
Zerstörung auch der geringsten sozialen Gesetzgebung, welche
sich der wilden und
freien Expansion des Marktes in den Weg stellt. Es ist ein Krieg,
der durch
ein bisher nie dagewesenes Wachstum der Militärausgaben
tötet, mit der
Konstruktion neuer Todessysteme wie das Weltraumschutzschild.
Es ist ein Krieg, den
sie uns als permanent angesagt haben, den sie als Regulator
der Diktatur des
Marktes wollen, mit dem sie versuchen jegliche Rezession zu
überwinden und
die Maschine der Ungerechtigkeit auf Hochtouren zum Laufen zu
bringen. Zu
dieser Art Krieg gesellen sich die "kleinen" Kriege, die weiterhin
zu unzähliger
Trauer unter den Bevölkerungen führt.
Die Mächtigen, eingeschlossen in ihrer roten Zone, zusammen
mit ihrer
Privatarmee von der Welt isoliert, hatten vor den dreihunderttausend
in Genua Angst
gehabt. Sie fürchteten, dass der Wurm von Seattle, sich
so tief
festgefressen hat, dass er den steinernen Konsens, den sie so
sehr brauchen, zum Wanken
bringt. Deshalb entschieden sie sich für die Repression.
Genua wurde an Körper und Seele vergewaltigt und das Blut
einer seiner Söhne
vergossen, das von Carlo Giuliani. Wir konnten uns nicht vorstellen,
dass
unser Schmerz auch zum Schmerz weiter Teile der Menschheit wurde,
dass der Name
Carlo und Genua über Ozeane und Berge vordrang. Sie erreichten
sanft die
Ohren von Bäuerinnen/Bauern, Arbeiterinnen/Arbeitern, Studentinnen/Studenten,
Arbeitslosen, Wohnungslosen, Landlosen, Hoffnungslosen. Sie
erzählten ihnen,
dass die Geschichte der Welt noch nicht wirklich abgeschlossen
ist und dass
ihre Schicksale erneut niedergeschrieben werden können
mit der Tinte aus
sozialer Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden.
Kehren wir ein Jahr danach nach Genua zurück. Treffen wir
die Genueser
wieder, in erster Linie die, welche uns mit Sympathie und in
der Anteilnahme für
unsere Ideale aufgenommen haben. Sie taten dies aus Zivilcourage
und
Beharrlichkeit, trotz einer besessenen Kampagne der Einschüchterungen.
Doch treffen
wir auch die, die von einer einschüchternden Propaganda
dazu gebracht wurden,
wegzubleiben. Treffen wir die, die sich dazu entschieden, weil
sie verstanden,
dass innerhalb, hinter den Absperrungen die Gewalt lauerte und
nicht
begriffen, dass hier eine Bewegung von tausenden Menschen wuchs,
die sich für eine
bessere Welt auf den Plätzen versammelte. Treffen wir uns
wieder, um ein Genua
zu entdecken, das frei ist von Zäunen, Absperrungen und
Kontrollposten.
Setzen wir die Betrachtungen fort, die in Italien und in der
Welt in tausend
Initiativen weiterentwickelt wurden.
Treffen wir uns, um über unsere Zukunft zu diskutieren,
über die Möglichkeit
einer realen Alternative zur neoliberalen Globalisierung. Treffen
wir uns
zum radikalen Meinungsaustausch, der ins Zentrum seiner Betrachtungen
Ausbildung und Schule für alle stellt, der Produktionen
und Stile des Lebens
reflektiert. Beginnen wie beim Überdenken der Konsumgewohnheiten,
der Weigerung
gentechnisch veränderte Lebensmittel zu verbrauchen und
der Bevorzugung des
biologischen Anbaus und setzen wir die Diskussion mit einer
radikalen und
unaufschiebbaren Betrachtung der Produktionsbeziehungen fort.
Unterstützen und
verstärken wir alle Kampagnen wie die gegen die Abänderung
des Gesetzes über die
Produktion und den Handel mit Waffen, oder die zum Boykott der
Markenfirmen
aufrufen, die sich schwerer Verletzungen der Rechte und der
Zerstörung des
Ökosystems schuldig machen. Unterstützen wir die zur
Verteidigung und Erweiterung
des Arbeiterstatuts, des Kampfes gegen jede Form prekärer
Arbeitsverhältnisse,
sowie die zur Bestätigung der zivilisatorischen Prinzipien
und der
Gerechtigkeit, welche durch das Fini-Bossi Gesetz über
Einwanderung verletzt werden.
Unterstützen wir die Kampagnen zur Transparenz der Gewinne,
der
Nahrungssicherheit, die zur Beendigung des Irakembargos, die
gegen die Nato und die, welche
zur Verteidung und Aufwertung des öffentlichen Schulsystems
geführt wird.
Kehren wir nach Genua zurück, weil unsere Gründe nach
wie vor vorhanden
sind. Sie sind noch mehr Anlass zur Bewegung.
Homepage: http://www.megraphics.de
[von Genoa Legal Forum/Übersetzung Günter Melle -
indymedia.de 17.07.2002
23:18]
UND CARLO?
Haidi Gaggio Giuliani, Auszüge aus Rivoluzione, Monatszeitschrift
der
Zeitung Liberazione von Rifondazione Comunista
Großvater starb vor mehr als zwanzig Jahren, als meine
Kinder noch klein
waren. ,,Ein wenig von ihm lebt in allen von euch", sagte ich
zu ihnen, ,,gebt
darauf gut acht!" An die Piazza Alimonda, trug Beatrice mit
ihren langen
blonden Haaren am 20. Januar ein Transparent mit der Aufschrift:
Carlo lebt!
Einige Zeit später, etwas weniger als einen Monat haben
wir ergänzt: CON EDO, mit
Edo. Edo und Carlo, sie gingen zusammen aufs Lizeum, rauchten
heimlich die
ersten Zigaretten, da waren die Tischtennisspiele, die Versammlungen,
die
Demonstrationen wegen der Schule. Der erste war hochgeschossen
und mager, der
zweite klein und immer in Bewegung.
Nein, sie leben nicht mehr und ich habe keine Kinder mehr, denen
ich Märchen
erzählen könnte. Edo ging von uns im Schlaf durch
eine Myocarditis. Und
Carlo? Es ist fast ein Jahr vergangen - dreihundertdreiundneunzig
Tage ohne ihn.
Ein Gefühl der unendlichen Müdigkeit befällt
mich, wenn ich an die Tage
denke, die noch vor mir liegen. Mit Antonello Marrone, zuerst
Journalist dann
Freund (wie es mit vielen wunderbaren Menschen geschah, die
ich dank meines
Sohnes kennenlernte), habe ich gerade diese Zeit wieder durchlaufen,
habe sie wie
bei einem Atemstillstand erlebt. Da war die Solidarität
der Genossen und so
vieler unbekannter Leute, da waren die Untersuchungen, die Photo-
und
Filmrecherchen, die Dokumente und Zeugenaussagen, die Berichte
der Zeitungen, des
Fernsehens und die Ohnmacht angesichts einer Mauer der Desinformation
. Da war
die Notwendigkeit die Dinge zu erklären wie sie wirklich
waren, waren die
Bücher, die Theateraufführungen, die von ihm handelten,
die Gründung eines
Komitees, die Vorbereitung einer CD mit Liedern für Carlo.
Wie bei einem
Atemstillstand sagte ich deshalb, weil die Tage und Nächte
angefüllt sind mit
Aktivitäten und wenn du anhältst, das einatmen von
Schmerz unerträglich wird.
Eine Freundin sagte zu mir: ,,Weißt du, dass ich vor kurzem
einen blonden
Jungen mit einem Barett gesehen habe...", und sie erzählte
dies und das, dabei
habe ich einen Stich im Herzen gespürt. Nein, ich erkenne
sein Barett unter
tausenden und werde nie diesen Schauer einer Illusion erleben,
dass er
inmitten einer Gruppe Jugendlicher stünde. Jedoch die Jungen
und Mädchen seines
Alters, diese zukünftigen jungen Frauen und Männer
haben für mich - eine
pensionierte Lehrerin, die nur in Kinder verliebt ist - eine
besondere Bedeutung
gewonnen. Ich habe in diesen Monaten viele von ihnen kennengelernt,
so viele und
so unterschiedliche Jugendliche. An der Piazza Alimonda waren
die
hartnäckigsten von ihnen anzutreffen. Es waren die, die
sich hinsetzten und die auch die
ganze Nacht dort mit einer Flasche Bier blieben, um ,,mit ihm
zusammen einen
Joint zu rauchen". Es waren die, die unsere hochanständige
Gesellschaft
nicht einmal sehen will. Sie haben Pearcing, Tätowierungen
und einige von ihnen
verkehren im Sert (Servizio Tossicodipendenza, kommunale Betreuungsstelle
für
Drogenabhängige, d.R.). Es sind Jugendliche, die ein großes
Herz besitzen,
den Kopf voller Poesie haben und oftmals eine Welpe an ihrer
Seite. Sie sind
sehr sensibel, sprechen dich vielleicht mit ,,Sie" an oder getrauen
sich nicht
zu sprechen. Ich erinnere mich an andere Jugendliche, eine ganze
Generation
potentieller Contestatori (Mitstreiter), die von einem anwachsenden
und
blühendem Markt schwerer Drogen zum Schweigen verurteilt
sind. Wer hat gewollt,
dass sie nicht zur Kenntnis genommen werden?
Die glücklichsten, die viel Zeit in Versammlungen voller
Rauch verbringen,
sind ohne Zweifel, die in Parteien und Bewegungen politisch
,,engagierten"
(was für ein häßliches Wort, doch ich finde
kein anderes) Jugendlichen und die,
die freiwillig in sozialen Einrichtungen arbeiten. Sie beklagen
eine
unvollständige, unreife Demokratie und versuchen diesen
Abgrund von Ungerechtigkeit
zu überbrücken. Wer könnte ihre Stelle ersetzen?
Ich stehe mit der Religion nicht auf vertrautem Fuß, denn
ich bin Atheistin.
Ich habe jedoch in der Schule gelernt, mit Gläubigen zusammenzuarbeiten,
die
den Mut hatten, sich ebenso wie ich als Kommunistin, angesichts
der realen
Probleme in die Diskussion einzuschalten. Ich habe sie geachtet,
so wie ich
heute großen Respekt vor den Jugendlichen habe, die ihren
Glauben in den Dienst
an der Welt stellen. Wer besitzt die Arroganz ihre großartige
Bereitschaft
schlecht zu machen, die sich auf den Glauben als ein Instrument
der Stärke und
des Kampfes gegen diese Gesellschaft bezieht.
Mit den ,,etwas braungefärbteren" habe ich schon seit langer
Zeit
solidarische Beziehungen. Seit langer Zeit leide ich auch, wenn
ich sie an einer
Straßenecke stehend treffe, weit weg von ihren Familien
und gedemütigt. Das
Lächeln, das sie mir schenken erwärmt mein Herz und
ich kann nicht umhin, zu fragen:
Wer hat sie gezwungen ihr Land zu verlassen, einigen von ihnen
die Wurzeln
entzogen, weil sie gezwungen sind Körper und Seele zu prostituieren?
Sie
halten sich in der Bar auf, wenn es draußen kalt ist oder
sie stehen draußen um
die geldfressenden Parkautmaten herum, diskutieren über
das letzte Fußballspiel
- die Gruppe ist überwiegend männlich, auch in diesem
Teil Europas des
dritten Jahrtausends. Nun, da der Sommer zurückkehrt, reicht
eine Bank um
zusammenzutreffen, wenn man Lust hat mit Freunden zu reden,
zusammen zu sein und das
Spiel der Gitarre zu hören, eine Handtrommel zu maltraitieren
oder einfach
Zeit zu verlieren. Warum auch nicht: Es ist so herrlich in Gesellschaft
zu
sein.
Alle jugendlichen Konsumatoren könnten unsere Kinder sein.
Es gibt keine
Plätze, wo sie hingehen können, ohne Geld auszugeben.
Warum? Wer hat die Plätze
der Stadt gestohlen? Wer hat die Kultur, den Sinn für Musik,
Kunst und
Schönheit gestohlen?
Dann gibt es da noch die anderen. Ich gestehe, dass ich sie nicht
liebe,
doch komme ich nicht umhin, sie zu betrachten: Sie scheinen
wie Klonen von
Reklame und Fernsehserien, verurteilt sich schön zu finden
und sich vor dem
Spiegel zu gefallen. Ihr Handy ist immer funktionsbereit, die
Kleidung auf dem
neuesten Stand, die Schultasche ein Markenartikel, das Haar
richtig geschnitten,
genauso wie ihr Lächeln. Ich weiß, dass sie als Kinder
ebenfalls ein großes
Potential und eine hungrige Seele besaßen. Wer hat sie
zu einer Sicht der Welt
verurteilt, die so kleinlich und egozentrisch ist und soviele
kleinliche
Ideale besitzt.
Ich habe soviele Jugendliche kennengelernt, sagte ich. Ich habe
sie in dem
düsteren Licht der Sozialzentren getroffen, auf der Bühne
einiger Theater, in
der katholischen Gemeinde San Benedetto, bei den freien Radiosendern.
Ich
sehe sie noch genau, die strahlenden, freundlichen und mutigen
Gesichter der
Jugendlichen vom Forum Sociale Antimafia in Palermo, in
dieser so schwierigen
und schönen Stadt. Wer bestimmt, dass mit den mafiosen
Aktivitäten gelebt
werden muss?
Und so viele andere habe ich in den langen Nächten der Nachforschungen
auf
den Photografien, Filmen, Seiten der Bücher mit ihren Zeugenaussagen
getroffen. Es waren Jugendliche, die nach Genua kamen, um ihr
Nein zur Ausbeutung und
Krieg zu sagen, ihr Nein zu der großen Barbarei des Marktes,
der inhumanen
Logik der Finanzwelt. Es waren Jugendliche, verletzt an Leib
und Seele.
Wer hat die Gewalt angeordnet?
Wer hat versucht, sie ihrer Träume zu berauben?
Wer fälscht, vertuscht, wer zerstört Wahrheit und
Gerechtkeit?
Wer hat den Mord von Carlo beschlossen?
Homepage: http://www.megraphics.de
[Übersetzung Günter Melle - indymedia.de 16.07.2002
21:58]
AACHEN: GEDENKEN AN GENUA/ CARLO
Samstag, 20.07.02
ab 21 Uhr
Aachen Markt
Gedenkkundgebung zum Todestag von Carlo
In Gedenken an Carlo
Unter anderem werden Filme gezeigt & Infomaterial verteilt.
[Autonome Gruppen Aachen - indymedia.de 17.07.2002 08:54]
DISKUSSION UM NAMENSGEBUNG FÜR DEN BAHNHOFSVORPLATZ
AUTONOME ANTIFA [M]: "PIAZZA CARLO GIULIANI"
Presseerklärung 13. Juli 2002
Die Autonome Antifa [M] wird in der kommenden Woche die Diskussion
um die
Namensgebung für den Göttinger Bahnhofsvorplatz erneut
aufgreifen. Die
Antifagruppe ruft für Samstag, den 20. Juli 2002 zu einer
Kundgebung auf, während der
der Bahnhofsvorplatz in "Piazza Carlo Giuliani" umbenannt werden
soll.
Anlass ist der erste Jahrestag der militanten Massenproteste
gegen das
G8-Treffen vom 19. bis 21. Juli 2001 in Genua und die Erschießung
Carlo Giulianis
durch die italienische Polizei. Zur Beteiligung an den Aktionen
in Genua rief
im vergangenen Jahr auch die Autonome Antifa [M] auf, zahlreiche
Göttingerinnen und Göttinger gingen in Genua auf die
Straße. "Die Polizeikugeln, die
unseren Genossen Carlo Giuliani in Genua getötet haben,
hätten auch viele von
uns treffen können." erläuterte eine Sprecherin der
Gruppe ihre Motivation für
die Platzumbenennung.
Mit der Initiative für die Umbenennung des Bahnhofsvorplatzes
in "Piazza
Carlo Giuliano" will die Autonome Antifa [M] die Erinnerung
an die Todesumstände
des italienischen Demonstranten in die Öffentlichkeit tragen.
Nachdem einen
Monat zuvor bereits am Rande des EU-Gipfels im schwedischen
Götheborg die
Polizei in eine protestierende Menschenmenge schoss und dabei
auch einen
deutschen Jugendlichen schwer verletzte, bekundete Bundeskanzler
Schröder sein
Verständnis für dieses Vorgehen der schwedischen Sicherheitskräfte.
An die Adresse
der militanten GipfelgegnerInnen richtete er die unverhohlenen
Drohung diese
"müssen die Konsequenzen ihres Verhaltens zu spüren
bekommen." Ein
angekündigter Mord also, der am 20. Juli 2001 in Genua
von der italienischen Polizei
verübt wurde. Die offizielle Lesart, der junge Polizist
habe in Notwehr aus
seinem Fahrzeug geschossen, wird schon bei der Einsichtnahme
der zahlreichen
Bild- und Augenzeugendokumente absurd. "Die Todesschüsse
eingeordnet in die
hemmungslose Polizeibrutalität und die Folterungen in den
italienischen
Gefängnissen, sind Teil einer Eskalationsstrategie gegenüber
der europäischen
Antiglobalisierungsbewegung." bewertet die Autonome Antifa [M]
die Ereignisse.
Innerhalb dieser europäischen Entwicklung unliebsame KritikerInnen
einzusperren, schwer zu verletzen, zu foltern oder gar zu erschießen
drängt die
Initiative "Piazza Carlo Giuliani" auf eine deutliche Positionierung:
Für
Solidarität mit den Opfern der Staatsgewalt und für
die Weiterentwicklung des
internationalen Widerstandes gegen den neoliberalen Kapitalismus!
Autonome Antifa [M]
KUNDGEBUNG, DIA-SHOW UND PLATZUMBENENNUNG ZUM GENUA JAHRESTAG
AM 20. JULI
2002
Presseerklärung 17. Juli 2002
Anlässlich des Jahrestages der militanten Massenproteste
gegen den G8-Gipfel
in Genua und des Todes des italienischen Demonstranten Carlo
Giuliani, ruft
die Autonome Antifa [M] für Samstag, den 20. Juli 2002,
ab 22.00 Uhr zu einer
Kundgebung auf dem Göttinger Bahnhofsplatz auf.
"Mit der Kundgebung wollen wir die Diskussion um die Erfahrungen
und
Perspektiven der Antiglobalisierungsbewegung neu beleben", erklärte
eine Sprecherin
der Antifa [M]. Auf einer großen Leinwand werde man dazu
zahlreiche der
eindrücklichen Bilder des letztjährigen "summer of
resistance" öffentlich
vorführen. Im Spätherbst 2002 befinden sich die NATO-Tagung
in Prag und der EU-Gipfel
in Kopenhagen auf dem Protestprogramm der europäischen
Linken. "Wir stehen
in den Startlöchern, um an die erfolgreichen Mobilisierungen
der Vergangenheit
anzuknüpfen", skizzierte die Göttinger Antifagruppe
ihre Planungen.
Teil der Kundgebung am kommenden Samstag wird auch die Umbenennung
des
Göttinger Bahnhofsplatzes in "Piazza Carlo Giuliani" sein.
Der 23-jährige Carlo
Giuliani wurde am 20. Juli 2001 von einem italienischen Polizisten
aus nächster
Nähe in den Kopf geschossen und anschließend von
einem Polizei-Landrover
überrollt. "Notwehr" lautet die offizielle Erklärung.
Carlo Giuliani habe das
Fahrzeug der Carabinieri mit einem Feuerlöscher angegriffen.
"Ein politischer
Mord!" hält die Autonome Antifa [M] dem entgegen: "Die
Todesschüsse von Genua
sind Teil einer staatlichen Eskalationsstrategie gegenüber
der europäischen
Antiglobalisierungsbewegung." Mit der Umbenennung des Göttinger
Bahnhofsplatzes in "Piazza Carlo Giuliani" wolle man an die
Umstände des Todes des jungen
Demonstranten erinnern und zugleich Solidarität mit den
Opfern der
Staatsgewalt zeigen.
Für Rückfragen und weitergehende Informationen stehen
wir gerne zur
Verfügung.
Autonome Antifa [M]
erreichbar über:
Telefon 05 51/7 70 48 89 - Fax 05 51/7 70 43 62
e-mail: aam@mail.nadir.org - http://www.puk.de/aam
CARLO GIULIANI - ERMORDET VON DER POLIZEI AM 20.JULI 2001
IN GENUA
Film und Diskussion in München
Vor einem Jahr wurde unser Genosse Carlo Giuliani von der italienischen
Polizei in Genua bei einer Demonstration gegen das Treffen der
G-8 ermordet. Wie
Photos beweisen, handelte es sich bei den tödlichen Schüssen
um eine gezielte
Exekution des 23 jährigen Jungkommunisten Carlo und nicht,
wie von den
regierungsnahen Medien behauptet, um Notwehr. Die Ermordung
Carlos war der
bisherige Höhepunkt staatlicher Repression gegen Kritiker
und Gegner des
herrschenden Weltwirtschaftssystems. Mit den Schüssen auf
Carlo sollen alle Gegner der
kapitalistischen und militärischen Globalisierung eingeschüchtert
werden und
der Widerstand gegen die internationalen Treffen der Reichen
und Mächtigen
zerschlagen werden. Tatsächlich waren die tödlichen
Schüsse von Genua und die
Prügelorgien gegen schlafende Demonstranten in der sogenannten
Chilenischen
Nacht nur der blutige Auftakt für einen rapiden Abbau demokratischer
Grundrechte
in ganz Europa. Seit den Terroranschlägen vom 11.September
wurden die
demokratischen Grundrechte unter dem Vorwand der Terrorbekämpfung
eingeschränkt.
Insbesondere gegen Menschen aus islamischen Ländern wurde
ein Generalverdacht
ausgesprochen. Befreiungsorganisationen wie die palästinensische
PFLP oder die
kurdische PKK wurden von der EU auf die Liste terroristischer
Organisationen
gesetzt. Und die rot-grüne Münchner Stadtregierung
hat im Februar 2002
versucht, mit Tausenden von Polizisten, Wasserwerfern und Panzerwagen
ein völliges
Demonstrationsverbot gegen die NATO-Kriegstagung durch zu setzten.
Dabei
scheute die Polizei nicht einmal vor einer mehrstündigen
Belagerung des Münchner
Gewerkschaftshauses zurück.
Anlässlich des Todestages von Carlo Giuliani zeigen wir
am 25.Juli 2002
einen Film und diskutieren anschließend mit Euch, wie
wir gemeinsam gegen den
Abbau demokratischer Grundrechte und gegen Staatsterror vorgehen
können.
Donnerstag 25.Juli 2002, 19 Uhr
Film und Diskussion
Linke Projekte, Gravelottestr. 6, III.Stock, München
(Nähe Ostbahnhof/Pariser Platz)
INFOGRUPPE BERLIN
Die Berliner Gipfelsoli-Infogruppe ist hervorgegangen aus der
Infogruppe der
Genuagefangenen. Wir sind unter gipfelsoli@gmx.de zu erreichen.
Wir haben
einen Email-Verteiler angelegt, über den aktuelle Nachrichten
zu Prozessen in
Göteborg und Genua (und andere Aktivitäten wie z.B.
die Mobilisierung zu EU-,
G 8- oder Nato-Gipfeln oder internationalen Camps) verschickt
werden.
Die AutorInnen der Beiträge, so sie nicht von uns verfasst
sind, sind mit
eckigen Klammern versehen. Wir können leider nicht für
die Richtigkeit der
Beiträge garantieren.
Wenn ihr in den Verteiler aufgenommen (oder gelöscht) werden
wollt, schickt
einfach eine Mail.